Großes Kino
Kunst als Inspirationsquelle für Massenmörder? Das ist nicht mehr als ein billiges Klischee.
Man kennt noch nicht das Motiv des irren, zutiefst verabscheuungswürdigen Killers, der in Newtown so viele Schulkinder erschossen hat. Möglicherweise wird man es auch nie kennen, weil ein solcher Wahnsinn rational nicht zu ergründen ist.
Aber Hauptsache, man hat – wenn schon nicht konkret ausgesprochen, dann zumindest angedeutet – einen weiteren möglichen Schuldigen zur Hand: das Gewaltkino, wie es etwa von Regisseur Quentin Tarantino repräsentiert wird. Nur: Das ist völliger Unsinn.
Prophylaktisch wurde die Premiere des neuen Tarantino-Filmes „Django Unchained“ in den USA einmal abgesagt, um den Vorwürfen, solche Filme würden Gewalt auslösen, vorerst auszuweichen. Dass diese dennoch aufkommen werden (und jetzt erst recht aufkommen), ist aber klar.
Kunst als Inspirationsquelle für Massenmörder? Das ist nicht mehr als ein billiges Klischee (bei Gewaltspielen auf dem Computer lässt sich das wohl nicht so eindeutig sagen). Tarantino-Filme wie „Pulp Fiction“ oder „Inglourious Basterds“ mit Christoph Waltz zeigen Gewalt in extremer Stilisierung, artifiziell, thematisieren deren Ursprung und den Umgang damit in der Filmhistorie. In „Django Unchained“, dem aktuellen Film, wieder mit Waltz, geht es um nicht weniger als um amerikanische Geschichte und den Kampf gegen Rassismus. Tarantino selbst ist von der Debatte längst genervt. Wie all seine Bewunderer, die seine Werke für großes Kino halten.
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