Die Rolle des Volkstheaters

Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Aber vor einer Debatte über Möglichkeiten und Probleme der Wiener Theaterszene versuchen sich ja viele zu drücken.

von Gert Korentschnig

über die Direktoren-Bestellung

Michael Schottenberg verlässt also 2015 das Volkstheater – und das ist gut so. Was man in zehn Jahren Direktionszeit nicht erreicht, ist danach schon gar nicht zu erreichen.

Das soll nicht bedeuten, dass alles schlecht gewesen wäre. Es gab zuletzt sogar wieder wichtige und auch gute Produktionen. Aber was kann Volkstheater heute sein? Das wurde nicht beantwortet. Warum sollten Operetten oder Musicals in dieses Haus gehören? Nur weil sich Aufführungen mit Musik leichter verkaufen lassen? Wie korrelieren „Fledermaus“ oder „Cabaret“ mit Themen der Migration? Ist Auslastung der einzige Maßstab in Zeiten der Geldnot? Braucht man nicht einen konkreter definierten kulturpolitischen Auftrag?

Um den sollte es vor der Bestellung eines Nachfolgers dringend gehen. Wo kann die Rolle eines Volkstheaters in Zukunft sein, wenn das Burgtheater so gut wie alle Felder beackert, noch dazu mit den besseren Mitteln, und die Josefstadt Richtung Uraufführungsbühne drängt? Geht es wieder irgendwo zentral ums Wienerische, von Nestroy bis Schnitzler mit ersten Kräften, oder doch um einen Gemischtwarenhandel? Wäre das Volkstheater dazu nicht auch das geeignete Haus für Gastspiele und einen Blick über die Grenzen? Und wo sind die Volksschauspieler?

Bei der Bestellung des neuen Direktors ginge es um mehr als um einen Namen. Aber vor einer Debatte über Möglichkeiten und Probleme der Wiener Theaterszene versuchen sich ja viele zu drücken.

Kommentare