Das Dschungelcamp als Antithese zu den üblichen Society-Magazinen – da mag ja sogar etwas dran sein.

von Gert Korentschnig

über "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus"

Der Theaterkritiker des KURIER findet das RTL-Dschungelcamp sehr amüsant. Und auch der Musikkritiker outet sich hiermit als jemand, der selbst bei dieser Staffel mit dem ziemlich faden Personal bemüht war, möglichst wenige Folgen zu versäumen.

Was ist nicht alles schon hineininterpretiert worden in diese Sendung, von der Lust am Ekel über die Prinzip gewordene Grenzüberschreitung bis hin zur Freude am Verfall ehemaliger Promis oder Möchtegern-Stars. Das Dschungelcamp als Antithese zu den üblichen Society-Magazinen – da mag ja sogar etwas dran sein.

Schon schwieriger nachzuvollziehen ist die Behauptung, die zuletzt im deutschen Feuilleton aufgestellt wurde, wonach diese Sendung den neuen deutschen Kolonialismus widerspiegle. Na dann.

Vermutlich ist aber alles viel simpler, und der Hauptgrund, warum das Dschungelcamp quer durch alle Bildungsschichten auf so viel Zustimmung stößt, besteht darin, dass es sich um eine hervorragend gemachte, ironisch moderierte und dramaturgisch überzeugende Sendung handelt.

„Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ ist beste Fernseh-Satire, die es geschafft hat, durch den Anschein von Provokation (die es in dieser Form ja gar nicht gibt), weit über die Zielgruppe hinaus zum Thema zu werden. Das Entscheidende ist also das Wie, die Umsetzung. Und da unterscheidet sie sich gar nicht so sehr vom Theater oder von großer Oper.

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