Eine solche Anerkennung gab es, wenn man von Billy Wilder absieht, nie zuvor.

von Gert Korentschnig

über den Oscar-Nominierungsregen für Michael Haneke und Christoph Waltz

Die Deutsche Presseagentur versuchte sofort nach Bekanntwerden der Nominierungen für den Oscar, einen Teil des Erfolges für Deutschland zu reklamieren. Es handle sich bei Michael Haneke und Christoph Waltz um deutschsprachige Filmschaffende. Waltz sei ein deutsch-österreichischer Schauspieler. Und Haneke in München geboren. Richtig, aber dennoch seltsam, wenn der Deutschland-Konnex offenbar das Wichtigste ist.

In dieser Frage der nationalistischen Betrachtungsweise muss man daran erinnern, dass „Das weiße Band“, Hanekes erster für den Oscar nominierter Film, nicht von Österreich, sondern von Deutschland eingereicht worden war. Das war möglich, weil deutsche Produzenten zu 50 Prozent daran beteiligt und die Deutschen schneller waren.

Der jetzige Nominierungserfolg für „Amour“ ist, wenn man so will, die späte Rache der Österreicher. Sie haben den auf Französisch und in Frankreich gedrehten Film raffinierterweise eingereicht – obwohl nur zehn Prozent der Gelder aus Österreich stammen.

Aber genug mit chauvinistischen Spielchen und Nominierungsraffinessen. Die fünf Nominierungen für „Amour“ sind freilich erfreulich für den österreichischen Film – eine solche Anerkennung gab es, wenn man von Billy Wilder absieht, nie zuvor. In erster Linie sind sie aber ein Triumph für Haneke selbst, der nicht wegen, sondern trotz Österreich zum internationalen Giganten aufstieg.

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