Das Tor zur Welt
Er selbst beschenkte sein Publikum mit Sternstunden – um es im Jahr darauf einzuschläfern.
Nun stellte also Luc Bondy sein letztes Programm für die Wiener Festwochen vor. Es ist hochkarätig wie auch viele andere davor.
Um endgültig Bilanz zu ziehen, ist es freilich noch zu früh. Aber man kann jetzt schon sagen: Bondy, der lange Zeit einer der faszinierendsten Theatermacher Europas war, hat in Wien viel erreicht.
Er hat das Tor zur Welt nicht nur geöffnet, sondern mit aller Gewalt aufgetreten – das ist in einem Land, das immer wieder durch Provinzialismus auffällt, zweifellos ein Verdienst.
Er hat sich oft politisch zu Wort gemeldet, gegen Jörg Haider und dessen Mitstreiter – das war zu jener Zeit immens wichtig.
Er hat Regisseure nach Wien gebracht, von denen man hier zuvor nicht einmal wusste, dass es sie gibt. Er selbst beschenkte sein Publikum mit Sternstunden – um es im Jahr darauf einzuschläfern.
Natürlich hat Bondy auch Fehler gemacht, etwa die Bestellung von Stéphane Lissner zum Musikdirektor: Das Opernprogramm dieses Festivals lässt sich nicht so nebenbei gestalten. Es ist, auch im Sprechtheaterbereich, zu wenig in Wien selbst entstanden. Vor allem aber: Bondy hätte dieses Programm ebenso gut in jeder anderen Stadt der Welt machen können – speziell für Wien konzipiert war das definitiv nicht. Am Pariser Odéon macht er bereits Ähnliches.
Gut, dass er lange hier war. Gut, dass er nach 16 Jahren geht. Mit Markus Hinterhäuser steht ein Topmann in den Startlöchern.
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