Dass Kinder derart ins Zentrum gerückt werden, ist erfreulich.

von Gert Korentschnig

über die Kinderoper 'Pollicino' in der Wiener Staatsoper.

In der Wiener Staatsoper findet am Sonntag (11 Uhr), eine wichtige Premiere statt: Eine Neuproduktion von Hans Werner Henzes Kinderoper „Pollicino“. In der Staatsoper und nicht auf der Staatsoper – das ist in diesem Fall besonders wichtig, denn Direktor Dominique Meyer will das junge Publikum lieber mit Aufführungen auf der großen Bühne statt mit solchen im Zelt auf dem Dach für das Genre begeistern.

Dass Kinder derart ins Zentrum gerückt werden, ist erfreulich und wird von diesen hoffentlich auch angenommen. Man kann nämlich gar nicht genug tun für das Publikum von morgen, das im Idealfall schon eines von heute ist. Dabei kommt es aber immer auf das Wie an. Schon das Wort „Musikvermittlung“ ist schrecklich, weil es furchtbar pädagogisch klingt. Kinder wollen einfach, wie jedes andere Publikum auch, ernst genommen werden und mitreißende Geschichten erzählt bekommen.

Dass das diesfalls mit einer Oper von Hans Werner Henze versucht wird, ist eine schöne Geste. Kinder haben mit Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weit weniger Probleme als Erwachsene. Außerdem zählt der vor sechs Monaten verstorbene Henze zu den zentralen Komponisten der vergangenen Jahrzehnte. Der Autor dieser Zeilen durfte mit ihm nicht nur faszinierende Gespräche führen und Martini in Erwachsenen-Größe trinken, er wagt auch eine Prognose: Henzes Musik wird ihn lange überleben und zum Fixbestandteil des Repertoires.

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