Sind im Burgenland die Mütter netter?

Doris Knecht

Doris Knecht

Sind im Burgenland die Mütter netter?

von Doris Knecht

über Nesthocker

Dass man zu meiner Jugendzeit nichts dringender wollte als so schnell wie möglich weg von daheim, während man heute lieber möglichst lange im Hotel Mama residiert, ist nicht mehr nur eine Vermutung. Die Statistik Austria hat das soeben bestätigt und mit Zahlen belegt: Waren es im Jahr 1971 nur 4,2 Prozent der 25-jährigen Männer, die noch bei ihren Eltern lebten, war es 2011 schon fast die Hälfte – genau 44,2 Prozent. (Im Burgenland sogar mehr als 64 Prozent: warum das? Sind dort die Mütter so viel netter?)

Während es die weiblichen Nachkommen immer noch ein bisschen mehr und ein bisschen eher aus dem Elternhaus treibt: Aber ebenfalls fast ein Drittel – 29,5 Prozent – der 25-jährigen Töchter lebt noch daheim, während es 1971 nur 11,6 Prozent waren. Die meisten andern hatten zu der Zeit wohl vom Kinderzimmer in den Stand der Ehe gewechselt, wie es damals halt fast überall üblich war, vor allem abseits der großen Städte. (Noch in den Achtzigerjahren hätte meine Mutter mich nach der Matura gern ein Jahr in eine Hauswirtschaftsschule gesteckt: damit ich auch etwas Vernünftiges lerne, das ich im richtigen bzw. für sie damals zwingend für mich vorbestimmten Leben brauchen kann, dem als verheiratete Hausfrau und Mutter.)

In der Zwischenzeit ist viel passiert: Zum Beispiel wird viel weniger geheiratet. Auch dafür sprechen die neuen Zahlen: Zwar ist die Ehe noch immer die beliebteste Lebensform, die Zahl der Lebensgemeinschaften ohne Trauschein hat sich in den letzten 40 Jahren allerdings verfünffacht. Was natürlich auch eine Folge der Emanzipation der Frauen ist: Wer ökonomisch unabhängig ist, braucht nicht die (eh nur vermeintliche) Sicherheit einer traditionellen Trauschein-Ehe.

Auch so gesehen verwandelt sich das Hotel Mama immer öfter in ein Hotel Papa. Die Väter beherrschen das Versorgen, Verhätscheln und Bekochen ihrer Brut nämlich längst ganz hervorragend. Also, falls sie es je schaffen, von daheim wegzukommen.

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