La Maladie imaginaire

Doris Knecht

Doris Knecht

Man würde diese Diagnose gern für sich beanspruchen, allein, man wird enttäuscht.

von Doris Knecht

über administrative Phobie

Im Zusammenhang mit den Steuervergehen eines entlassenen französischen Ministers war jetzt irgendwo der Ausdruck Administrative Phobie zu lesen: schön. Damit hat der Minister vergangenes Jahr, scheint’s, einen Berg unbezahlter Rechnungen und Parktickets gerechtfertigt. Man würde diese Diagnose auch für sich selbst gern beanspruchen, allein, man wird vom Netz enttäuscht: Keinerlei deutsche Einträge dazu, nur französische mit dem Tenor : "La phobie administrative n’existe pas", was selbst jemand, der es vor vielen Jahren nur mit Ach und Krach durch die Französisch-Matura geschafft hat, gerade noch versteht. (An dieser Stelle herzliche Gratulation an alle erfolgreichen Zentral-Maturantinnen und Maturanten! Bravo, ganz große Leistung!! Und ein tröstendes Wirdschonnoch an die Bedauernswerten, die erneut antreten müssen.)

Doch zurück zur administrativen Phobie, die angeblich nicht existiert, die eine, wie es weiter heißt, eingebildete Krankheit sei (Viel schöner auf Französisch: la maladie imaginaire): Diese Unfähigkeit, Dinge anzupacken, geht einher mit der Bewunderung für alle, die ohne unüberwindliche innere Barriere sich Tag für Tag auch um ihren unangenehmen Kram kümmern und ihre Angelegenheiten erledigen in einer Weise, dass sie nicht ständig mit Mahngebühren und Inkasso-Briefen konfrontiert sind oder schließlich kostspielig das Problem delegieren müssen.

Auch die österreichische Innenministerin scheint unter einer Art administrativer Phobie zu leiden, wenn sie Asyl-Anträge absichtlich bremsen lassen oder gar nicht mehr akzeptieren will. Und dafür schnell abschieben, was geht. Allerdings stößt sie dabei auf Widerstand, auch an unerwarteter Stelle: Gestern sollte eine Afghanin abgeschoben werden, die vor einem Jahr nach langer Flucht aus dem Krieg nach Österreich gelangt war, hier Freunde fand, Deutsch lernte, sich integrierte. Allerdings weigerte sich die AUA-Crew, die Frau mitzunehmen. Menschlichkeit und Zivilcourage: So sieht das aus; Respekt.

Kommentare