Ende der Sicherheit

Doris Knecht

Doris Knecht

Das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel muss in Wien sicher und angstfrei bleiben.

von Doris Knecht

über Kriminalität in der U-Bahn

Die Geschichte von dem Vater, der mit seinen drei Kindern zuerst nur am Handelskai auf die U-Bahn wartete und kurz darauf mit zwei Messerstichen am Boden lag, beschäftigt mich. Es ist quälend, an die Kinder zu denken, vier, acht und 14 Jahre alt, an die panische Angst, die sie gehabt haben müssen, an die Angst, die sie ab jetzt immer haben, an das kindliche Vertrauen, das sie an diesem Tag vermutlich auf ewig verloren haben.

Und ich hirne darüber nach, ob der Vater etwas falsch gemacht hat. Es gab nicht viele Informationen: Er habe telefonieren wollen und deshalb sechs bis sieben Jugendliche gebeten, etwas leiser zu sein. Das darf man doch, oder? Oder hätte er das vorsichtshalber lieber nicht tun sollen? In welchen Ton tat er das? Und wie haben die gewirkt, die Jugendlichen? Hätte man das erkennen können, dass die aggressiv genug sind, gleich zuzuschlagen? Worauf der Vater mit seinen Kindern das Weite suchte, was ihn aber nicht in Sicherheit brachte. Er und die Kinder wurden verfolgt. Wieder die furchtbare Angst der Kinder … Die berechtigte Angst, denn schließlich stolperte ihr Vater und wurde zwei Mal mit einem Messer ins Bein gestochen.

Das ist schlimm. Es ist für alle schlimm. Eben noch galt die Wiener U-Bahn als sehr sicher, dann wird eine Frau mitten in einem Waggon vergewaltigt. Dann wird eine andere Frau aus offenbar rassistischen, von der Justiz aber ignorierten Gründen auf die Geleise gestoßen und schwer verletzt. Dann wird ein junger Mann in der Station Stephansplatz von Unbekannten mit fünf Messerstichen niedergestreckt. Und jetzt das.

Erschreckend und beängstigend. Und nichts, dem einfach mit einem „Tja, kann man nicht viel machen“ zugeschaut werden darf: Das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel muss in Wien sicher und angstfrei bleiben. Es darf nicht geschehen, dass U-Bahn-Fahren in Wien wie in anderen Städten zu einem Risiko wird: das nur die auf sich nehmen, die sich kein Auto und kein Taxi leisten können.

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