Was war das damals: Konversation?
Auf die Gefahr hin, wie eine hintergestrige Technik-Gegnerin herüberzukommen: Gefällt mir nicht.
Mehrere Wiener Schulen erwägen ein Handyverbot, heißt: Schülerinnen und Schüler sollen ihre Mobil- und Smartphones vor Schulbeginn abschalten und erst nach dem Verlassen der Schule wieder verwenden.
Eine außerordentlich begrüßenswerte Idee. Es ist schon traurig genug, wenn man Gruppen von Schülerinnen und Schülern in der U-Bahn oder Tram sitzen und nicht mehr miteinander sprechen sieht, sondern nur noch auf ihre Smartphones eintippen, ihre Facebook-Seiten checken, Statusmeldungen und Kommentare posten. Höchstens, dass sie sich gegenseitig YouTube-Videos vorspielen und Ausschnitte aus der letzten Topmodel-Show. Dasselbe tun sie auch in den Schul-Pausen. Auf die Gefahr hin, wie eine hintergestrige Technik-Gegnerin herüberzukommen: Gefällt mir nicht.
Mir gefällt auch nicht, dass Kinder, die keine Smartphones mit Internet-Zugang und Chat-Funktionen besitzen, in der Schule zu Geächteten werden, die nicht mehr am sozialen Leben teilhaben. Bzw. an dem, was seit der Erfindung von Smartphones und Facebook unter dem Label „sozial“ verstanden wird: „social“ nämlich, im Social-Network-Sinne, siehe oben.
Alle haben das, nur ich nicht! Nur ich hab noch so ein geschissenes altes Handy, das überhaupt nichts kann! Alle spielen in der Pause mit ihren Smartphones! Niemand spricht mehr mit mir! Das Problem: Das stimmt. Und dem Kind zu erklären, man trachte mit der Verweigerung eines internetgängigen Smartphones eben zu verhindern, dass auch das eigene Kind sich in einen sprachlosen Daddel-Affen verwandle, der die Kulturtechnik der Konversation und extravirtuellen Kommunikation nicht mehr beherrscht, greift nicht, weil man die Welt so nicht mehr zurückändert. Bzw: nicht von einem Kind verlangen kann, dass es das ganz allein tut.
Dazu braucht man Gleichgesinnte, dafür braucht man Unterstützung. Das Verbot von Handys an Schulen wäre, auch wenn es aus anderen Gründen erwogen wird, genau das.
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