Frauenkörper gehören nun mal allen

Doris Knecht

Doris Knecht

Frauenkörper gehören also allen und sind frei betatschbar, jedenfalls weite Teile davon.

von Doris Knecht

über Belästigung

Apropos Grazer-Hintern-Grapscher-Eklat: In den USA haben junge Frauen die Hollaback-Bewegung gegründet, die gegen die Belästigung von Frauen auf der Straße vorgeht. „Hollaback“ ist Slang für „holler back“: zurückbrüllen, zurückmaulen, sich wehren, und auf der Website www.ihollaback.org tun das Frauen auch: Sie berichten von verbalen und anderen Übergriffen, stellen Filme von Belästigung online und bestärken sich in der Überzeugung, dass Frauen sich das nicht länger gefallen lassen sollten. Man mag das in der Sekunde – und weil das so sehr zur süd- und mitteleuropäischen Folklore gehört – übertrieben, unverhältnismäßig oder gar lustfeindlich finden. Aber wenn man es sich genau überlegt, darf man schon fragen, warum es sich Frauen, die einfach auf der Straße ihrer Wege gehen, gefallen lassen müssen, dass ständig sexuelle Anspielungen und Bemerkungen über ihren Körper gemacht werden. Warum es als normal gilt, ihnen nachzurufen und nachzupfeifen.Warum sie immer wieder die Frage beantworten müssen, warum sie so ernst schauen, und warum sie sich, wenn sie das ignorieren, sexistische und erniedrigende Kommentare gefallen lassen müssen. Und man kann auch einmal fragen, wie es kommt, dass es – zum Glück – verpönt ist, auf den Boden zu spucken, während verbale Übergriffe auf Frauen toleriert werden. Und auch körperliche, siehe Graz, wo das Verfahren gegen einen Grapscher eingestellt wurde, weil ein Hintern kein Geschlechtsorgan sei und das Betatschen deshalb keine sexuelle Belästigung.   Selbstverständlich ist es undenkbar, dass sich Männer auf die gleiche Weise belästigen lassen. Selbstverständlich lassen sich Männer solche verbale Zudringlichkeiten nicht gefallen, selbstverständlich betrachten sie das als Übergriff. Frauen aber darf man jetzt wieder ungestraft an den Hintern greifen. Frauenkörper gehören also allen und sind frei betatschbar, jedenfalls weite Teile davon. Eine skandalöse Entscheidung, ein katastrophales Signal.

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