Fast noch mehr für Buben
Auf die Kolumne über genderspezifische Kleinmädchen-Kleidung gab es interessante Reaktionen.
Rosa, pink, Blümchen, Herzchen, Tierchen: Auf die Kolumne über genderspezifische Kleinmädchen-Kleidung gab es interessante Reaktionen. Etwa von Inge S., die in den 1970er-Jahren Informatik studierte, danach im mittleren Management arbeitete, und deren Bemühungen bei ihren Töchtern trotzdem vergeblich waren: "Nur Barbie, rosa und das ganze Klischee."
Während Dr. Ines H. einen wirklich bedenkenswerten Einwand hat: "Eulen und Prinzessinnen sind nicht schlechter oder dümmer als Spiderman und Autos. Letztlich spiegelt sich genau diese Geringschätzung in den Gehältern der ,typisch weiblichen Berufe‘". Sie meint: Das "Interesse von Buben an Autos" werde "wohlwollend als Ausdruck höhere Intelligenz und technischen Verständnis interpretiert". Und das sei falsch.
Stimmt, und in diese Richtung argumentierte auch diese Kolumne schon einmal: Dass das Aufbrechen von Geschlechterstereotypen nicht nur für Mädchen wichtig ist, sondern fast noch mehr für Buben. Denn während immer mehr Mädchen-Eltern zu Buben-Kleidung greifen, sind unter Buben – und vor allem Bubeneltern – Blümchenhosen, rosa Hauben und Herzchenpullis verpönt: Das sieht man auch auf den Bobo-Spielplätzen fast nie. Offenbar schadet das der Entwicklung von Buben, diesen Eindruck bekommt man zumindest. Stattdessen beschränkt man sie lieber.
Etwas anderes, das aber in gewisser Weise in den Nachdenkprozess über aufoktroyierte weibliche Attribute passt: Die Glatze der Gesundheitsministerin, die sich während ihrer Chemotherapie die ausfallenden Haare ganz abrasierte. Und anstatt ihre Haarlosigkeit, wie das von Krebspatientinnen erwartet wird, unter einer unauffälligen Perücke oder einem hübschen Kopftuch zu verbergen, erschien sie oben ohne und zeigte ihren Kopf, wie er nun einmal derzeit ausschaut. Das ist mutig, ehrlich und wirklich progressiv. Wir wünschen ihr und allen anderen KrebspatientInnen rasche Genesung und alles Beste.
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