Erstklassiger Journalismus. Aber eben auch verstörend und abgrundtief traurig.

von Guido Tartarotti

über die Berichterstattung der 'ZiB2' zum Nahostkonflikt

Ein Medienpsychologe hat die Funktion von Nachrichtensendungen einmal so beschrieben: Man erfährt dort zwar, dass die Welt nicht so beschaffen ist, wie sie sollte. Aber man bekommt das beruhigende Gefühl vermittelt: Jemand kümmert sich darum. Das funktioniert nicht mehr. Der Konsum von Nachrichten führt derzeit zu tiefer Verunsicherung. Um "Hamlet" zu zitieren: Es ist nicht und es wird auch nicht mehr gut.

Journalisten sind keine Psychotherapeuten, sie haben zu informieren. In diesem Sinne war das, was die " ZiB2" am Freitag geboten hat, erstklassiger Journalismus. Aber eben auch verstörend und abgrundtief traurig. Unter der ruhigen, sicheren Leitung von Tarek Leitner diskutierten da ein israelischer und ein palästinensischer Bürger, beide sympathisch, gebildet, eloquent und sichtlich keine Fanatiker. Dennoch gab es keine Aussicht auf Frieden, nicht einmal in den knapp 15 Minuten dieses Gesprächs.

Nachtrag: Es gibt schon genug Menschen, die glauben, zum Nahostkonflikt etwas zu sagen zu haben. (Der Satiriker Oliver Polak kommentierte das so: "Von den Facebook-Hobby-Nahostexperten wünsche ich mir, dass sie sich wieder auf ihre Kernkompetenz besinnen – Essen fotografieren und Lanz kritisieren".) Daher hier nur eines dazu: Dass so viele Menschen bei uns die aktuelle Lage als Lizenz missverstehen, überall ihren Hass zu deponieren, macht fassungslos. "Hamlet": Die Zeit ist aus den Fugen.

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