Von schwarzen Gesichtern und anderen Beleidigungen

Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Puls4 hat sich mittlerweilen transparent und offen entschuldigt. Der ORF hat leider versäumt, die Entgleisung zu thematisieren.

von Philipp Wilhelmer

über den Opernball

Österreich steht in den USA als das Land da, in dem ein US-Star beim glamouröstesten Event des Landes auf das Übelste beleidigt und der Ehemann, ein Gigant der Popindustrie, feixend gedemütigt wurde. Keine schöne Bilanz für einen Ballabend.

Als Kim Kardashian, Reality-TV-Star und Frau des Rappers Kanye West, den Opernball besuchte, begegnete ihr ein Puls4-"Comedian" mit schwarz angemaltem Gesicht, der es lustig fand, sich als Kanye West auszugeben. Kardashian war schockiert: "Blackface" ist eine rassistische Tradition, mit der Afroamerikanern der Zugang zu Bühnen und Film verwehrt war.

Als sie vom ORF zum großen Interview gebeten wurde, war auch der deutsche Komiker Oliver Pocher dabei und setzte dem Ganzen die Krone auf: Er wolle mit Kim tanzen, sagte er, aber erst,wenn das Lied "Ni**as in Vienna" gespielt werde. Er überstolperte damit eine rote Linie: Denn das Schimpfwort weißer Sklaventreiber ist ein Tabubegriff, den in den USA kein Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte öffentlich in den Mund nimmt. Auch in Europa ist das "N-Wort" zu Recht verpönt und eine gemeine Beleidigung für Menschen dunkler Hautfarbe. Puls4 hat sich mittlerweile für seine Aktion transparent und offen entschuldigt. Der ORF hat leider versäumt, die Entgleisung vor seinen Kameras zu thematisieren.

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