Vom Menschen begeistert

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

,Und dann is nimmer so schlimm.'

von Guido Tartarotti

über Humor und Philosophie.

Die Sendung „ Seitenblicke“ gilt nicht gerade als Statussymbol. Wer sich mit der Aura des Gebildeten umgeben will, wird nicht damit prahlen, täglich die „Seitenblicke“ zu sehen. Ein Komponist von zeitgenössisch-atonaler Musik, ein Verfasser von faszinierend unverständlichen philosophischen Gedankenflügen, ein Maler, der aus leeren Milchpackerln, Ölfarben und viel Weltekel sündteure Kunstwerke fertigt, wird wohl kaum im Interview mit der FAZ zu Protokoll geben: „Meine Lieblingssendung sind die ,Seitenblicke‘.“ Er wird allenfalls eingestehen, hin und wieder nach dem Sport aus Bequemlichkeit nicht rasch genug den Sender Richtung Arte oder ORFIII gewechselt zu haben.

Und das finde ich schade.

Denn die „Seitenblicke“ sind in Wahrheit, es wurde an dieser Stelle schon öfter festgestellt, eine Philosophiesendung in Society-News-Tarnung.

Dieser Tage waren dort die bayerischen Satiriker Gerhard Polt und Christoph Well zu Gast.

Well: „Humor gibt’s deswegen, doss man Sacha, wo ma ned auskimmt, der Tod, die CSU, der FC Bayern, verstehst, dass ma des einigermaßen verkraften kann. Weil dann lachst drüber, und dann is nimmer so schlimm.“

Polt: „ Der Mensch ist in seiner Körperlichkeit ein Biotop, ein Eldorado für Parasiten, für Bazillen, für Fußpilze, Religionen, Waffenhändler, Bestattungsinstitute ... also alle san vom Menschen begeistert.“

Das war beinahe sehr große Philosophie.

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