Unbeirrbar

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Kann man von einem Gericht satt werden, bevor es auf dem Teller liegt?

von Guido Tartarotti

über die EM-Übertreibung.

Eine typische Medienkrankheit ist das Zu-Tode-Abfeiern. An sich erfreuliche Ereignisse werden so laut bejubelt, dass bald niemand mehr das Wort „EM“ hören kann. Derzeit gibt es kaum noch eine Fernsehsendung, die ohne Bezug zu „Frankreich“ und/oder „Fußball“ auszukommen glaubt (zuletzt mühte sich auch die „Millionenshow“ um Fußballförmigkeit). Das fühlt sich so an, als würde einem auf der Straße alle paar Meter ein Mensch ins Gesicht brüllen: „Übrigens! Falls Sie es noch nicht bemerkt haben! Es ist Fußball! Eh! Em!“ Interessante Frage: Kann man von einem Gericht satt sein, noch bevor es überhaupt auf dem Teller liegt?

Schöne Gegenthese dazu ist das Vormittagsprogramm. Auf ORFeins läuft, wie jeden Sommer seit hundert Jahren, „O.C. California“, auf ORF2 „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“, stur, unbeirrbar, unbewegt von den Bocksprüngen des Weltgeschehens. Mich täte ja interessieren: Tauschten die beiden Serien den Kanal – würde es überhaupt jemandem auffallen?

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