Scho wos liab
Wie alle guten Reportagen wollte dieser Film nicht werten oder predigen.
Manchmal sieht man im ORF etwas Tolles. Und dann wird man z. B. wütend, weil einem plötzlich auffällt, wie belanglos der übrige Fernseh-Kas ist.
Toll war Tiba Marchettis „Am Schauplatz“-Reportage „Schöner fremder Mann“ – über Beziehungen zwischen weißen Frauen und schwarzen Männern in Kenia. Wie alle guten Reportagen wollte dieser Film nicht werten oder predigen. Er zeigte einfach die vielen Aspekte der Realität. Wir sahen „Beach Boys“ – also männliche Sexarbeiter – bei der Geschäftsanbahnung: „Bei uns keine Menschenfresser! Kann ich mit dir spazieren gehen, bisschen unterhalten, kennenlernen?“ Wir hörten dieselben vor der Kamera illusionslos über ihr Geschäft reden: „Wenn sie Lust hat, alles tipptopp. Gern mache ich es nicht, aber es ist meine Arbeit.“ Und wir hörten die Großmutter einer Niederösterreicherin, die mit einem Kenianer liiert ist, über mögliche Enkelkinder sprechen: „De san scho wos liab, de gfoin ma, de Mischlingskinda!“
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