Richtig oder falsch

Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Gibt es journalistisch Relevantes zu erfragen, dann fragt er das. Gibt es das nicht, dann fragt er nicht.

von Philipp Wilhelmer

über Armin Wolf

Man muss sich Armin Wolf als binäres System vorstellen. Der derzeit beste TV-Interviewer des Landes funktioniert folgendermaßen: Gibt es journalistisch Relevantes zu erfragen, dann fragt er das. Gibt es das nicht, dann fragt er nicht. So machen das die deutschen News-Anchors, so machen es Wolfs Vorbilder im angloamerikanischen Raum, die sich wie er als Anwälte ihrer Zuseherschaft verstehen, so macht es Wolf. Und zwar ausschließlich. Dass sich dies mit der landläufigen Auffassung zwischenmenschlicher Usancen beißt, weiß der Anchor selbst am besten: Je härter er Politiker anfasst, desto harscher fallen die Proteste der Seher aus. „Darf der denn das?“ auf der Wohnzimmercouch kollidiert mit dem trainierten „Sorry, aber ich muss“ vor der Kamera. Als er am Dienstagabend die zweithöchste Politikerin im Staat danach fragte, ob sie sich nicht „sehr viel“ zumute (sie hat Krebs), demonstrierte er einmal mehr, dass die Rolle des Publikumsanwaltes zutiefst binär angelegt ist: Richtig oder falsch. Empathie hat in dem System keinen Platz.

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