Rettungsboot
Vertonte Rettungsboote.
Auch das ist Fernsehen: Um die elende Serie „Pregau“ machte der ORF tagelang ein Gegacker, als hätte er das größte Ei der Weltgeschichte gelegt. Aber ein großartiger Dokumentarfilm über den wunderbaren Georg Danzer wird ohne großes Aufsehen im Nachtprogramm versteckt.
„Nur a klana Bua im Winter“ war formal eine Spurensuche aus Fan-Perspektive: Der Kabarettist Thomas Stipsits, schon von klein auf ein glühender Danzer-Verehrrer, besuchte Freunde und Wegbegleiter des großen Musikers, der dieser Tage 70 geworden wäre, und ließ sich von ihnen über Danzer erzählen und Danzers Lieder vorsingen. Diesem denkbar unspektakulären Konzept folgend entstand ein denkbar unspektakulärer Film, der aber eine enorme Sogwirkung entfaltete und der in Kopf und Herz noch lange nachklang. Thomas Stipsits ersparte sich in seinen Texten jede Lustigkeit und erwies sich (was kann der eigentlich alles?) als sensibler Interviewführer.
Der schönste Satz war dieser: „Der Georg war wie ein musikalisches Rettungsboot.“ Präziser kann man die Wirkung seiner Lieder nicht beschreiben: Vertonte Rettungsboote.
Noch ein schöner Satz, unlängst zu hören gewesen in einem Film über den wunderbaren Volksschriftsteller Ernst Hinterberger, der am 17. Oktober 85 geworden wäre. Hinterberger, bekennender Buddhist, sagte: „Waunn’s an Gott gäbe ... des mit dera Wöd hat er ganz guat hinkriegt. Aber des mit denan Menschen ...“
Wobei: Manche sind ihm schon sehr gut gelungen.
Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 25. Oktober und 20. Dezember m Theater am Alsergrund zu sehen, am 28. Oktober im Kellertheater Klosterneuburg und am 3. November in der Stadtgalerie Mödling.
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