Red’s in ein Sackl

Red’s in ein Sackl
Jetzt haben plötzlich alle Podcasts. Was kommt als nächstes? Das Meinungssingspiel? Und wann reden wir wieder in ein Sackl?
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Früher, sehr viel früher, da haben Menschen, wenn sie der Ansicht waren, sie hätten der Welt etwas Bewegendes mitzuteilen, ein Sackl genommen, reingeredet und anschließend das Sackl in den Wald gehaut. Manche haben es auch anderen ins Stammbuch geschrieben, in ungelenken Reimen, oder sie gingen zum Friseur (der damals noch „Salon Egon“ hieß und nicht „Hair-lich“), Waschen, Legen, Plaudern.

Dann wurde Facebook erfunden, das größte Sackl der Welt, zum Reinreden. Und Twitter (da darf man nur ganz kurz reinreden, dafür aber möglichst laut). Und Instagram (da muss man das, was man reinreden will, fotografieren).

Manche aber fanden, ihre Meinung sei zu schade für den großen elektronischen Meinungssumpf, und sie begannen, sogenannte Blogs zu schreiben.  Das wurde genau dann uninteressant, als es mehr Blogs als Leser gab, und deshalb hat man jetzt Podcasts. Anstatt sich seine Meinung einfach zu denken, sagt man sie sich laut vor, nimmt sich dabei auf und stellt das Gesagte als  kleine Radiosendung, als vertontes Sackl ins Netz. Jeder, der etwas auf sich hält, macht das jetzt so, und in manchen Familien von im Berufsfeld Journalismus/Kreativität/Irgendwas mit Medien Tätigen kommuniziert man nur noch via Podcast miteinander (wie war die Schule, wer geht mit dem Hund, was gibt es zum Abendessen?).

Was als Nächstes  kommen wird, ist noch unklar, aber man hört, kleine, selbst komponierte und inszenierte Meinungssingspiele sind ungeheuer cool.

 

Guido Tartarottis Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 13. April in Forchtenstein, am 22. April in der Kulisse Wien und am 26. April im Theater am Alsergrund zu sehen.

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