Telefonseelsorger, Meerschweinchenflüsterer, Tantra-Trainer.

von Guido Tartarotti

über den Komiker Dieter Nuhr.

Dieter Nuhrs neues Programm auf RTL. Nuhr ist ein Phänomen – kein anderer Kabarettist/Comedian schafft es, großartig originelle Gedanken fugenlos an eher spießige Schlichtheiten zu heften, und das Ganze ist dann auch noch wirklich komisch.

Zu Nuhrs Haltung gehört das raunende Nuscheln bzw. nuschelnde Raunen: Er hält sich das Mikrofon an den Mundwinkel und schlägt einen Ton an wie eine Mischung aus Telefonseelsorger, Meerschweinchenflüsterer und Tantra-Trainer – sehr effektiv, sehr witzig.

Man darf nur nicht damit beginnen, beim Zuhören auf die „nich’“ zu achten. Tut man es doch, besteht die Gefahr, in eine tiefe Trance zu fallen und anschließend vier Wochen lang nur noch flüssige Nahrung zu sich nehmen zu können. Nuhr sagt wirklich sehr oft „nich’“, es ist der Kitt, mit dem er Satzteile und einzelne Wörter aneinanderklebt. Sagen wir es so: Gäbe es ein Trinkspiel, bei dem man nach jedem „nich’“ einen Wodka trinken müsste, wäre man nach zehn Nuhr-Minuten bereits in der Notaufnahme. Und striche man alle „nich’“ aus dem Programm, würde sich der Abend auf 20 Minuten verkürzen.

In diesem Programm beschrieb Nuhr die Abnützungsspuren, die Liebesbeziehungen durch das Alltagsleben erleiden, so: „Wenn man einen potenziellen Geschlechtspartner kennen lernt, denkt man ja nicht daran, dass der in ferner Zukunft auch einmal Verdauung haben könnte.“

Das ist ein bemerkenswerter Satz, lustig, traurig, ein bisschen grauslich und sehr wahr. Nich’?

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