Journalisten und Laureaten schreiben Neuigkeiten ins Netz, sobald sie passieren.

von Philipp Wilhelmer

über das Fernsehphänomen „live-zeitversetzt“.

Wer auch immer sich das Fernsehphänomen „live-zeitversetzt“ einfallen hat lassen – er oder sie hatte kein Smartphone. Früher war es so: Eine Oper wurde aufgeführt, ein Ball betanzt, eine Gala ausgesessen oder ein Siegerlächeln aufgesetzt. Das Fernsehen strahlte aus. Ob zwischen Event und Ausstrahlung zwei Stunden lagen oder die Übertragung auf die Sekunde genau synchron erfolgte, war genau genommen egal: Wer dort war, sah ohnehin nicht fern, und das interessierte TV-Publikum ließ sich zu Hause auch „live-zeitversetzt“ in Staunen versetzen.

Heute ist das anders, und der Nestroy-Preis 2013 („live-zeitversetzt“, ORF III) legte Zeugnis ab: Moderne Gäste, Journalisten und Laureaten schreiben Neuigkeiten ins Netz, sobald sie passieren. Zuseher mit Internetanschluss kamen daher in den Genuss einer völlig neuen Art des Suspense: Wäre etwa Gregor Bloéb mit seinem Preis von der Bühne gefallen – der Aufprall hätte erst eine Dreiviertelstunde später stattgefunden. Live, zeitversetzt.

Kommentare