Was wurde aus denen?

von Guido Tartarotti

über "Alltagsgeschichten", 20 Jahre später.

Im Sommer befüllt das Fernsehen seine Sendezeit gerne mit Wiederholungen, das Programm wird auf Sparbetrieb heruntergefahren. Das hat aber auch schöne Seiten – so gibt es jeden Sonntag ein Wiedersehen mit den „ Alltagsgeschichten“.

Die (handwerklich großartigen) Filme sind in den vergangenen 20, 25 Jahren hervorragend gealtert. Hatten Elizabeth T. Spiras Sozialreportagen damals einen leichten Geruch von Voyeurismus, so wirken sie heute historisch und beinahe kostbar. Man denkt sich nicht mehr „Was sind denn das für Leute, wie hat sie die aufgetrieben?“, sondern eher: Was wurde aus denen? Was wurde aus der, die sich beklagt über „Sozialsfälle, die immer randolieren“? Was wurde aus der, die sagt „Ich bin rein Arier?“. Was aus dem, der einen hilflosen Sandler beschimpft? Was aus dem Sandler, der antwortet: „Geh doch in Oasch, du Haut!“ Lebt der noch, der über Ausländer sagt: „A guate Gesellschaft schaut so aus, wonn ana mit uns mitjodeln tuat!“ Lebt irgendwer von denen noch?

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