Wir vergessen gern, dass wir alle in Wahrheit nur Kinder sind, die laut im Hof spielen.

von Guido Tartarotti

über Moral, Empörung und den neuen Puritanismus.

Im „Kulturmontag“ ging es um den „Hypermoralismus“, um die vor allem in sozialen Netzwerken verbreitete Lust an der Empörung, am schnellen Urteil, am neuen Puritanismus. Der Philosoph Alexander Grau beschrieb das im Interview so: „Früher hat man sich empört, dass die Kinder laut im Hof spielen. Heute empört man sich über den, der sich empört, dass die Kinder laut im Hof spielen.“ Ergänzen könnte man: Man empört sich auch gern über die, die sich NICHT über den empören, der sich empört, dass die Kinder laut im Hof spielen.

Der „ Kulturmontag“ stellte die Frage: Wozu Moral? Ja, wozu? Moral hatte einmal den Zweck, zu verhindern, dass wir einander, bildlich ausgedrückt, ununterbrochen in die Goschen hauen. Heute hat sich das umgedreht: Moral dient als Vorwand, dem anderen besonders lustvoll in die Goschen zu hauen, weil er als moralisch Minderbegabter eh nichts anderes verdient hat.

Wir vergessen gern, dass wir alle in Wahrheit nur Kinder sind, die laut im Hof spielen.

Guido Tartarottis Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 19. Februar in der Kulturwerkstatt Kottingbrunn, am 21. Februar und am 3. Mai im Kabarett Niedermair, am 2. März im Theater am Alsergrund, am 17. März in der Tischlerei Melk und am 20. März im CasaNova Wien zu sehen.

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