Fenstertag

über LEBEN: Sexy!?
Fenstertag war. Alle Medien brüllen: Fenstertag!
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Falls man am Fenstertag einen ganz normalen Arbeitstag hat und diese Tatsache auch nicht als Zumutung, sondern eben als ganz normal auffasst, dann lernt man rasch, sich in Österreich als Exote vorzukommen. Die Straßen sind leer, was immerhin angenehm ist, aber auch signalisiert: Wer heute arbeitet, ist selber schuld (übrigens: Warum hat sich der frühere Freitagnachmittag-Stau auf den Donnerstag verlagert? Arbeitet niemand mehr an Freitagen?). Das Fernsehen verstärkt noch diesen Eindruck.

Es ist nicht so, dass es am Fenstertag den Sendebetrieb völlig einstellt. Irgendwas läuft schon, aber eben nur irgendwas. Aus dem Fenster schauen ist lustiger. Zum Glück gibt es ORF III, und die wiederholen dann eben ein hervorragendes, geschätzte 15 Jahre altes "Kreuz & quer". In einem sorgfältig gedrehten Film wird da die Frage untersucht, warum "Gutmensch" zur Beschimpfung wurde. Warum ist es schlecht, gut zu sein? Die mögliche Antwort: Die Denunziation solidarischen Handelns als Dummheit dient dem Zweck, Solidarität einsparen zu können. Das macht Leben bequemer.

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