Einfach daneben

Barbara Mader
Es ist daneben, wenn das Ö1-Morgenjournal vom Song Contest zur Dürer-Schau mit den Worten "und jetzt zur echten Kultur" überleitet.
Barbara Beer

Barbara Beer

Ein bitterer Nachge­schmack. Man hat Lebenszeit verrinnen hören. Es ist der Tag nach dem Song-Contest-Semifinale. Song Contest ist wie Fast Food: In der Vorstellung besser als in Wirklichkeit. Man träumt vom Burger, wo das frische Laberl zwischen den Zähnen kracht und das Rindfleisch rosig saftig schmeckt. In Wahrheit sind die Laberlhälften meist letschert und von dem, was dazwischen ist, wird man alles außer satt. Im Traum hält man den Song Contest für eine lustige Veranstaltung, während der man sich stundenlang über die sonderbaren Kostüme und die schrägen Heulbojen amüsiert. Schräg waren tatsächlich viele im Semifinale, und Heulbojen gab’s zuhauf. Das meiste aber war öder Convience-Pop, und es war fad, die dritte Wiederholung der 20. Ralph-Siegel-Song-Contest-Nummer abzuwarten, um zu erkennen, dass Europa das Verständnis für mühlviertlerisches Hintern­wackeln fehlt. Stundenlange Fadesse ist jedoch kein Privileg des Song Contest, und ein Interview mit Lukas Plöchl kann intelligenter sein als eines mit einem Museumsdirektor. Deshalb ist es daneben, wenn das Ö1-Morgenjournal vom Song Contest zur Dürer-Schau mit den Worten "und jetzt zur echten Kultur" überleitet.

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