Er legte gewaltige Abgründe frei.

von Guido Tartarotti

über die Sendung "Matinee" und Nikolaus Harnoncourt.

Die SendungMatinee“ wird meist übersehen. Dabei bietet sie intelligente, spannende Kulturberichte und beweist, dass Fernsehen mehr sein kann als ein verlässlich wirkendes Betäubungsmittel.

Diesmal zeigte „Matinee“ den hinreißenden Film „ Nikolaus Harnoncourt – Die Musik meines Lebens“ von Günter Schilhan: Ein wunderbares, mit neugierigem, wachen Blick gestaltetes Porträt des großen, eben 85 Jahre alt gewordenen Musiker Nikolaus Harnoncourt. Auch Nicht-Experten für klassische Musik verstanden nach diesem Film, worum es Harnoncourt geht: Großartig, wie er Mozarts G-Moll-Symphonie – also eine heute fast schlagerartig wahrgenommene Melodie – Schicht für Schicht von über die Jahrzehnte und Jahrhunderte drübergewachsener Lieblichkeit befreite, freikärcherte. Und dabei gewaltige Abgründe freilegte.

Dieser Film hätte es verdient, im Hauptabend zu laufen. Und dass diese Forderung fast ein wenig lächerlich wirkt, zeigt, wo das Fernsehen heute steht. Leider.

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