Die Lust am Ekel

Barbara Mader
Wanzen, Milben und Larven in Küche, Bett und auf 3SAT in Großaufnahme.
Barbara Beer

Barbara Beer

Ein Abend für Paranoiker: 3SAT widmete den Donnerstagabend dem ergiebigen Thema Ekel und zeigte eine Doku über ungebetene Hausgäste. Bettwanzen waren da noch die sympathischsten Mitbewohner. Zu Fleisch oder gar Schimmelkäse, wurde suggeriert, werde man nach dem grausigen Aufklärungsfilm bestimmt nicht mehr greifen. Ganz zu schweigen von der irren Idee, den Hund zu streicheln.

Nach den Großaufnahmen von Milben, Wanzen und Larven in Küche, Bett und Hund kam der gelungenere Teil des Abends: Gert Scobel diskutierte mit Ekelforschern und Kulturwissenschaftlern über die urmenschliche Emotion Ekel.

Obwohl ein negatives, in allen Kulturen verbreitetes Gefühl, ist Ekel auch mit Lustgewinn verbunden. Ekelfernsehen hat Konjunktur. Warum das so ist? Medienpsychologen sprechen vom "Sensations-Seeking": Der Wunsch nach Konfrontation mit verborgenen Ängsten – er hat möglicherweise mit ständiger Unterforderung im Privat-, aber auch im Berufsleben zu tun. Keine echten Emotionen mehr.

Bevor Sie also das nächste Mal " Dschungelcamp" schauen, sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten suchen.

barbara.mader.@kurier.at

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