Die EM und die Ewigkeit

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Im Wahrheit sind wir alle im Minimundus.

von Guido Tartarotti

über Kindsein und die EM.

Wir sind jetzt in der Phase der EM, in der man das Gefühl hat, sie werde nie enden, und der Sommer werde ewig dauern.

Jetzt stellt sich bei den Übertragungen ein gewisser gelassener Unernst ein. Als wieder einmal ein zweiter Ball aufs Spielfeld rollte (hat man das schon je bei einem Großereignis gesehen, dass ständig zu viele Bälle im Spiel sind?), sagte Boris Kastner-Jirka extratrocken: „Die Tschechen tun sich schon mit einem Ball schwer genug.“ Und als im EM-Studio das Gerücht zur Sprache kam, Roman Mählich bediene seinen Analyse-Computer in Wahrheit gar nicht selbst, entgegnete er herrlich kühl: „Des da hinten is ja a ned der Eiffelturm.“ Und Herbert Prohaska assistierte: „Wir san in Wahrheit in Klagenfurt im Minimundus.“

Da waren wir doch alle als Kinder einmal, oder? Damals, als die Ferien nie endeten, bis sie plötzlich doch vorbei waren, und die Welt groß war, und ihre Verkleinerung im Minimundus daher eine spannende Sache.

Apropos Kindheit. In den „Seitenblicken“ sagte Otto Schenk über das Altern: „Zum ersten Mal hab’ ich mich alt gefühlt, als mir als Kind der Lutscher nicht mehr geschmeckt hat.“ Otto Schenk ist ja einer dieser Menschen, bei denen man das Gefühl hat, sie wurden schon alt geboren. Gleichzeitig wirkt es aber auch – wenn man sich seine ungezähmte komödiantische Spielfreude anschaut –, als wäre er immer Kind geblieben. Vielleicht sind das ja auch nur zwei Seiten derselben Medaille.

Auf jeden Fall braucht man für beides – Kind- wie Altsein – viel Weisheit.

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