Die amtliche Bestätigung

Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Zu Cognac greifen, weinen, euphorisch sein.

von Philipp Wilhelmer

über den Wahlsonntag.

Das Empfinden von Zeit ist ein subjektives Erlebnis. Die Menschen versuchten sie zunächst in Stunden zu teilen, später Minuten, dann Sekunden und deren Bruchteile. Alles keine wesentlichen Fortschritte beim Begreifen der Zeit, aber zumindest technische Krücken, die uns immer hektischer den Takt vorgaben. Ähnlich läuft es bei den Wahlen: Wo früher ein paar Runden Fernsehdebatte den Rhythmus bestimmten, schwang sich das Land unter Beihilfe seiner TV-Veranstalter zum Handelsplatz für Hochfrequenz-Konfrontationen-Trading auf.

Wer 2013 nicht schnell genug umschaltete, wurde von einer politischen Botschaft touchiert – gemeinerweise auch auf den Privaten, die sich davor als verlässliche Komplizen fürs Absacken etabliert hatten. Am Wahlsonntag folgte dann die unausweichliche Zwangsentschleunigung: Stimme abgeben. Warten. Irgendwann Farb-Balken wachsen sehen. Zu Cognac greifen, weinen, euphorisch sein. Im Laufe des Abends endlich die amtliche Bestätigung: Nicht Fernsehen bringt auch nichts.

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