Deutscher Schmäh

Harald Schume
"Der Dicke" ist ein Publikumserfolg. Deutschen Schmäh nennt man das wohl. Was kommt als Nächstes? Der Dünne? Der Blöde? Der Kleine?
Harald Schume

Harald Schume

Serien, die sich ausschließlich über das Aussehen des Protagonisten definieren, sind irgendwie problematisch. Vor allem, wenn das Aussehen und die Erwartungshaltung nicht korrelieren, was bei der ARD-Serie "Der Dicke" der Fall ist.

Dieter Pfaff, der sehr dick ist, spielt seit 45 Folgen im Hauptabendprogramm den Rechtsanwalt Gregor Ehrenberg, der auch sehr dick ist. Kein großes Kunststück. Dabei wird – unabsichtlich – das Vorurteil widerlegt, dass Dicke lustig und gemütlich sind. Ehrenberg ist nämlich gar nichts, außer dick. Weder charmant, noch besonders schlagfertig. Doch, halt! Er kann sehr gut außer Atem sein und schön schwitzen.

Wer, bitte, soll sich diese Serie anschauen? Dicke vermutlich, die nachvollziehen können, wie es ist, dick zu sein; oder Gutmenschen, denen das Mitleid gebietet, niemanden auszugrenzen. Und doch ist "Der Dicke" ein Publikumserfolg. Deutschen Schmäh nennt man das wohl. Was kommt als Nächstes?

Der Dünne? Der Blöde? Der Kleine? Der Große? Der Einbeinige? Der Onanist? Das Pickelgesicht? Der Burschenschafter? Der Reh-streichler (in Deutschland: Das Weichei)? Der Exhibitionist? Der BZÖ-Wähler?

Vorschläge an die ARD, zuhanden "Der Dicke".

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