Bulldoggen im Puppenhaus

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Derzeit durchaus dankbar für Kitsch und Klischee.

von Guido Tartarotti

über "Das Sacher" im ORF.

(Vielleicht lag es ja an den Französischen Bulldoggen. Einige sehr dekorative Exemplare waren zu sehen. Andererseits kann man wohl nicht davon ausgehen, dass 1,2 Millionen Zuschauer Fans von Bulldoggen sind, nur weil der Autor dieser Zeilen einer ist.)

Vermutlich lag der Erfolg der ersten Folge des ORF-Zweiteilers „Das Sacher“ an den Schauspielern (die meisten davon sehr bekannt, einige außerdem sogar großartig) und an der Platzierung der Geschichte im imperialen Wien der vorletzten Jahrhundertwende: Man kann sein eigenes Empfinden in eine Zeit blenden, die man sich als größer vorstellt denn die, in der man lebt. Die Kameraarbeit – alles symmetrisch arrangiert wie in einem Puppenhaus – hat dem Erfolg wohl auch nicht geschadet.

Das Drehbuch war reiner Kitsch, reines Klischee (und erstaunlich humorlos). Historische Fakten wurden erzählt, dazu kamen ein Vierecks-Verhältnis und ein wenig „Phantom der Oper“.

Aber wahrscheinlich sind wir momentan durchaus dankbar für Kitsch und Klischee.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 20. Dezember und am 20. Jänner im Theater am Alsergrund zu sehen, am 11. Jänner beim Satirefestival Schwechat, am 18. Jänner im Kabarett Niedermair und am 17. Februar in St. Pölten, Bühne im Hof.

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