Arbeiter- und Männerbezirke

über LEBEN: Sexy!?
Der sonst durch trübe "Tatorte" geprägte Sonntag wurde durch die Ottakring-Doku und die "Alltagsgeschichten" zum Fernsehabend.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Ein Gewinn für das ORF-Programm ist Chico Kleins Dokumentarserie über die Wiener Bezirke. Nach Favoriten und Simmering war diesmal Ottakring an der Reihe. Das Konzept – prominente Bezirksbürger erinnern sich an Geschichten und Anekdoten aus ihrer Kindheit, parallel dazu werden die einzelnen Grätzel porträtiert – macht Lust, sich aufs Rad zu setzen und sich alles selber anzuschauen.

Ein irritierendes Faktum: Offenbar sind Favoriten, Simmering und Ottakring nicht nur Arbeiter-, sondern auch Männerbezirke. In keiner Diskussionsrunde war eine Frau vertreten. Gibt es im ganzen 10., 11. und 16. Bezirk keine prominente Dame?

Wunderbar dazu passen die Wiederholungen der "Alltagsgeschichten" – der sonst durch trübe " Tatorte" geprägte Sonntag wird zum Fernsehabend. Diesmal wurde der Film "An der Haltestelle" von 1996 gezeigt. Überraschung: Die damals oft kritisierten Dokus sind gut gealtert, was damals als sozialpornografisch galt, fällt im heutigen TV-Programm eher als feinfühlig auf.

Ewig schade, dass Elizabeth. T. Spira sich heute aufs Verkuppeln von Einsamen und Verhaltensoriginellen verlegt hat.

Interessant ist übrigens: In allen "Alltagsgeschichten" finden sich Menschen, die angesichts der Kamera sofort zu singen beginnen. Klar, damals gab’s für die noch keine Castingshow.

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