8,0 Promille
Ich schau’ ja ganz gern " Musikantenstadl". Und das kam so:
Als wir Kinder waren, verbot uns unsere Mutter jede Form der Stadelei. "In meinem Haus wird nicht gestadelt", pflegte sie zu sagen. Man muss das verstehen: Meine Mutter ist Theaternärrin, Opernfreundin, Literatursüchtige. Für sie ist eine Sendung, wo in strenges Krachleder gefüllte, unter Alkohol gesetzte Verhaltensoriginelle im Kreis marschieren und dabei so tun, als würden sie "Halli, Hallo, die Goaß is do" singen, ein grober Verstoß gegen Menschenwürde und zivilisatorische Errungenschaften.
Einmal gelang es meiner Schwester und mir, zehn Minuten Stadl zu schauen, während meine Mutter in der Küche war. Wir wurden des Bürgermeisters eines Weinorts ansichtig, der, gefragt, ob es in seiner Gemeinde kein Problem mit betrunkenen Autofahrern gebe, antwortete: "Nein, denn wir halten uns alle an die 8,0-Promille-Grenze."
Wie immer, wenn man etwas verbietet, erreichte meine Mutter mit ihrem Stadl-Bann das Gegenteil: Der Stadl wurde für uns dadurch ungeheuer interessant. Und so sehe ich auch heute gerne Stadl. Mit abgedrehtem Ton, während die grandiose neue ZZ Top im CD-Schacht rotiert.
Kommentare