Zeit im Bild
Die Künstler füttern unser Gemüt mit Zuckerbrot und Peitsche.
Zufälliger Besuch in einem weniger bekannten Caféhaus. Da sitzt er, der Bart getrimmt, die Hornbrille auf der Nase - Adi Hirschal. Ich kenne ihn schon lange, und so reden wir, quasi im Vorbeigehen, über damals. Damals hat er auch ein wenig gemalt und irgendwann hat er das Bild genommen und versucht, es auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Es hätte so trist, so herzerweichend gewesen sein können, aber da war dieser Mann, der immer wieder erschien, um Herrn Hirschal herumschwänzelte und trotz des exorbitant hohen Preises Interesse bekundete. Abgesehen von diesem Mann war das Bild ein klassischer Ladenhüter, unbeeindruckt zogen die Menschen vorbei, würdigten die Leinwand keines Blickes und wahrscheinlich wäre es irgendwann einer Übermalung zum Opfer gefallen. Dann, ganz plötzlich löste sich der besagt Mann aus der Menge, näherte sich dem Bild - hier baute Adi Hirschal eine fulminante Spannungspause ein - und erstand es um den hohen Preis. Ich war beglückt von dieser positiven Wendung in der Geschichte, da meinte Adi Hirschal: "Er hat das Bild herausgeschnitten, er war nur am Rahmen interessiert" und schon wieder stieg mein Mitgefühl ins Unermessliche. Tröstend betrachtete ich Herrn Hirschal, der nach einer neuerlichen Kunstpause nun mit der Bemerkung, "Aber der Rahmen war auch von mir" aufhorchen ließ. So sind sie, die Künstler, da lassen sie ihre Seele baumeln und füttern unser Gemüt mit Zuckerbrot und Peitsche, und wir verehren sie auch noch dafür.
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