Sitz-Gelegenheit

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über das Bundeskanzleramt.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Kürzlich war ich im Bundeskanzleramt. Ich verdanke diesen denkwürdigen Besuch einer Verkettung allerglücklichster Umstände. Der sehr versierte Sektionschef Manfred M. führte durch die heiligen Hallen, bald schon wird man die Aufnahmen in ORF III begutachten können.Um es gleich einmal vorwegzunehmen, ich scherte plötzlich aus und zwar mitten in jenem Raum, in dem gewöhnlich der Ministerrat tagt.Man muss sich einen großen Tisch vorstellen, viele Sessel und einen Stuhl, der dem Herrn Bundeskanzler vorbehalten ist. Verehrte Leserschaft, man wird verstehen, dass ich die Gunst der Stunde nutzen musste, um einmal den Platz des Bundeskanzlers zu besetzen.Beruflich geht sich das in den nächsten ein, zwei Jahren nicht mehr ganz aus.Ich blickte also – taktisch ungeheuer raffiniert – vollkommen teilnahmslos ins Leere, plötzlich sprintete ich, im Zickzackkurs vorbei an den nicht vorhandenen Sicherheitskräften, los, schob den Stuhl zurück und suhlte mich in der Gewissheit: Gleich bin ich Bundeskanzler.Nun packte ich links und rechts die Armlehnen, stemmte den in Sitzposition abgewinkelten Körper in die Höhe und ließ mich mit einem wohligen Seufzer in den Faymann’schen Fauteuil krachen.Die ersten Tausendstelsekunden des freien Falls in den Sessel des Bundeskanzlers waren einfach wunderbar.Dann berührte das gespannte Gesäß die Tapezierung, die Federung trat in Kraft, zwei, drei Tausendstel schwebte ich auf einer Wolke, in diesem Moment kollabierte die Elastizität, unsanft landete ich auf dem Hosenboden und jetzt will ich echt nicht mehr Bundeskanzler werden.

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