Kaisertreu

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über Maximilian Schell als Kaiser Franz Joseph.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

In München spielt Maximilian Schell den Kaiser Franz Joseph, und die Kritiker überschlagen sich.

Wehmut, Rührung, Tränen“Niemand von den schreibenden Kollegen hat Kaiser Franz Joseph gekannt, vielen im Publikum war er bis an diesem Abend überhaupt ohne Bedeutung und doch waren sie ergriffen.Dies hat wenig mit Kaiser Franz Joseph zu tun, als mit dem Mann, der ihn dargestellt hat. Der Kaiser näselte nicht, er blickte gütig und die Angst, er könnte plötzlich seinen Text vergessen, war schließlich unbegründet.Herr Schell ist mittlerweile so etwas wie der Kaiser Franz Joseph unter den Schauspielern. Lang gedient, Bartträger, gütiger Blick, der Dezennien zurückschauen kann.Dazu noch dieses Altösterreichische in der Stimme, Marlon Brando und Montgomery Clift waren seine Freunde, Marlene Dietrich Inspiration und Reibebaum und seine Schwester eine Legende.Die Menschen, die da in München dem Kaiser Franz Joseph zuklatschten, applaudierten nicht aus Wehmut nach der guten alten Zeit im historischen Sinne, sondern nach der guten alten Zeit in Hollywood, sie klatschten, weil sie Maximilian Schell an die Cinemascope-Streifen erinnerte und vielleicht auch noch an Judy Garland.Mit ihr ist er einmal im offenen Auto durch Malibu gefahren, im Radio gab es plötzlich eine Instrumental-Version von „Over the Rainbow“ und Frau Garland hat mitgesungen. Dann hörte man Mozart – Frau Garland übrigens zum allerersten Mal – und sie soll bitterlich geweint haben.Es gibt viele Kaiser Franz Joseph, aber nur einen, dem Judy Garland „Over the Rainbow“ vorgesungen hat.

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