Haargenau
Bisher hat es Frau Wurst tunlichst vermieden, ihr Geschlecht bekannt zu geben.
Endlich konnte man wieder einmal Frau Conchita Wurst, die stark dem Heiland ähnelt, betrachten. Sie war beim Zuckerbäckerball, wie auch Frau Hesse von den Seitenblicken.
Das Markenzeichen von Frau Wurst ist ein Bart. Kein herkömmlicher Bart, der sich oft widerborstig und struppig gibt, sondern ein perfekt getrimmter Bart, der als Vorbild für alle Bärte dienen könnte.
Frau Wurst kokettiert mit der Unsicherheit der Menschen, die sie nicht zuordnen können. Der Bart war ja vor Conchita Wurst die letzte Männerdomäne.
Bisher hat es Frau Wurst tunlichst vermieden, ihr Geschlecht bekannt zu geben. Nun hat sie sich bei Frau Hesse geoutet, diesem Outing aber gleich ein neues Mysterium zur Seite gestellt.
Mit verträumtem Blick über Tausende Torten und den imperialen Zuckerguss, den die Räumlichkeiten der Hofburg verströmen, meinte Frau Wurst: „Da ist man noch stolz, Österreicher zu sein und der ganzen Welt zu zeigen – guckt mal, was wir Schönes haben.“
Niemand muss Frau Wurst länger auf die Toilette folgen, um sich mittels Blick, durch welche Tür sie entschwindet, Sicherheit zu verschaffen. Frau Wurst sieht sich nicht als Österreicherin, sondern als Österreicher, aber weder ein Österreicher noch eine Österreicherin würden jemals „Guckt mal“ sagen.
„Guckt mal“, das klingt wie Schorle, Miesepeter oder Apfelsinenhain.
So stehen wir erneut vor einem Rätsel. Möglicherweise ist Frau Wurst ein Deutscher, vielleicht auch eine Deutsche, in jedem Falle ist Frau Wurst aber eine pfiffige Person.
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