Ges.m.b.H.: Zeit im Bild

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Karl Hohenlohe über Kalkutta und See-Saiblingstatar.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Es war ziemlich am Anfang der Veranstaltung, gerade hatte die Kellnerin ein Glas Wein gebracht, als ein freundlicher Mann mit einem Tablett vor mir stand und ein Potpourri köstlicher, kleiner Vorspeisen anbot. Ich entschied mich für Seesaibling-Tatar und ging daran, die ausgestellten Bilder zu begutachten. Besonders ist mir jene Fotografie in Erinnerung geblieben - ich glaube es war irgendwo in Kalkutta -, wo man zwei ungefähr dreijährige Kinder sieht, nackt, verschmutzt, ohne Eltern, Geschwister oder Verwandte, die auf einem zerschlissenen Handtuch und von Abfall-Resten leben. Leben? Die zahllosen Passanten auf der Fotografie nehmen keinerlei Notiz von den Kindern und man muss an uns denken, nein, an sich selbst. Auf dem zerschlissenen Handtuch sieht man ein zerrupftes Stofftier, längst hat es seine Form verloren, die Arme sind verrenkt, die Füllung ist verloren gegangen und doch erfüllt dieses Stofftier in bewundernswerter Weise seine, ihm zugedachte, Aufgabe. Es vermittelt einen letzten Rest von Zuneigung, Wärme und möglicherweise von jener Liebe, die diese beiden kleinen Kinder nur in winzigen Dosierungen oder gar nicht erfahren werden. Einigen von ihnen kann durch den Verein ZUKI (Zukunft für Kinder, Bank Austria, BLZ: 12 000, Kontonummer: 09354402101) , also durch Ihre Großzügigkeit, geholfen werden. Auf einmal blitzt es hinter mir, man wird wieder in die Realität zurückgeworfen und sieht sich mit einem kühlen Glas Wein und einem Seesaibling-Tatar vor diesem Foto stehen. Es ist ein seltsames Gefühl und es bleibt die Hoffnung, dass es sich nicht zu schnell wieder verflüchtigt. Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe@kurier.at

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