Ges.m.b.H.: Still-Zeit

Ges.m.b.H.: DÖF
Karl Hohenlohe über das Schweigen auf höchstem Niveau.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Ich darf mich heute als großer Anhänger von Helmuth Lohner zu erkennen geben. Natürlich bewundere ich seine Schauspielkunst, primär aber verehre ich ihn – der nicht geführten Gespräche wegen.

Fallweise sehen wir einander, manchmal plaudern wir, manchmal nicht, manchmal stirbt die Konversation und man schwankt in der Annahme, ob er gerade eine Rolle memoriert oder man selbst Langeweile aufkommen lässt. Man glaubt ja immer, die Großen dieser Welt würden abseits ihrer Wirkungsstätten nicht gerne oder ausschließlich über ihre Arbeit reflektieren und in der Zeit, dies herauszufinden, ist das Gespräch oft schon gestorben.

Ich habe Herrn Lohner im Laufe der Jahre sicher schon mehrfach mit überraschenden Zustandsberichten über das gerade aktuelle Wetter konfrontiert, gemeinhin die Ursprungsquelle aller Konversationen, aber es sprudelte nicht.

Im Gegensatz zu anderen, bekannten Persönlichkeiten hat das Lohner-Schweigen aber nichts mit hierarchischen Strukturen zu tun. Da versucht nicht einer ein Gespräch anzuknüpfen und der andere ist zu faul dafür, beim Schweigen mit Herrn Lohner schwingt immer etwas Gleichberechtigung mit.

Im Magazin Profil verriet er unlängst, er wäre der Gesellschaftskonversation nicht fähig, fallweise wäre er von einer Art Schüchternheit gefangen, die in eine Sprechhemmung mündete.

Das hat mich sehr beruhigt, da es die eigene Sorge, der Langeweile zu dienen, unterminiert und die Gesprächspausen nicht nur erträglich, sondern auch verständlich macht.

Die einzige Steigerung des guten Gespräches ist das Schweigen auf höchstem Niveau.

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