Ges.m.b.H.: Länderkunde

Ges.m.b.H.: Länderkunde
Karl Hohenlohe über die Bedeutung der Bundeshymne.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Die gute Bundeshymne ist wieder einmal in die Schlagzeilen gekommen, man will sie adaptieren. Ein schöner Gedanke. Die Bundeshymne ist ja mehr als ein Lied, das uns auseinanderdividiert, gewöhnlich schweißt uns ihr Vortrag zusammen. Immer wieder habe ich im Stadion die erleichterten Gesichter auf der Ehrentribüne, aber auch auf dem Spielfeld gesehen - wenn man bei der Bundeshymne vom Singen der zweiten Strophe absah. Die uns textlich vollkommen fremd ist, wie die zweite Strophe von "Stille Nacht" oder der ganze Text von "Hoch auf dem gelben Wagen". Trotz aller Textschwächen und fallweiser Ignoranz der Notenfolgen intonieren wir Österreicherinnen und Österreicher die Bundeshymne mit ungeheurer Inbrunst - ganz so, als hätten wir sie selbst komponiert. Dazu erheben wir uns, manche legen die Hand dorthin, wo sie das Herz vermuten und wenn die letzten Noten der ersten Strophe verklungen sind, lächeln wir innerlich. Dann legt sich gewöhnlich ein Sturm der Begeisterung über die Stadien und immer noch drängen Erinnerungen an Cordoba ins Gehirn. Im Steirischen stand ich einmal bei einer Charityveranstaltung für Behinderte neben Herrn Schwarzenegger, als plötzlich die Bundeshymne aus den Lautsprechern krächzte. Herr Schwarzenegger sang ein wenig mit, dann schwieg er und eine Träne trat in sein Auge. Die Kindheit ist das bedeutendste Menschenalter. Wenn wir uns bei der Bundeshymne erheben, dann erheben wir uns auch ein wenig über Zeit und Raum - und so sollten wir es auch bezüglich des Geschlechterkampfes halten. "Großer Töchter, Söhne" tut keinem Mann weh, würde aber viele Frauen freuen. Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe(at)kurier.at

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