Ges.m.b.H.: Lach-Haft

Ges.m.b.H.: Lach-Haft
Karl Hohenlohe über ein Stück, das das Leben schrieb.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Zum letzten Mal wird im Rabenhof dieses Stück gespielt. Originalzitate von Prominenten, die vieles trennt, aber eines verbindet: die Unschuldsvermutung. Einer, der da auf der Bühne, in Loden gehüllt, mit Schießgewehr in der Hand und einem Jagdhut auf dem Kopf dargestellt wird, sitzt auch im Publikum. Auf der Bühne lacht er unentwegt, er lacht die Angriffe, Beschuldigungen und das Gefängnis ganz einfach weg. Wenn er auf der Bühne lacht, wollen sich die Leute umdrehen, wollen sehen, ob er auch im Publikum lacht, aber dieser Vorgang ist mit offensichtlicher Neugier gebeizt, also muss der Kopf möglichst unauffällig gedreht, die Augenpaare bis zum letzten Anschlag gedrängt werden. Der Begriff Seitenblicke erfährt neue Dimensionen. Jawohl, er lacht auch - unten auf der Bühne lacht der Schauspieler, der ihn darstellt, oben lacht der Dargestellte selbst. Die Bühne füllt sich mit Mitgliedern der Neigungsgruppe Unschuldsvermutung, Radfahrer, Sänger, Banker, Lobbyisten, Minister - was wird da gelacht. Die Darsteller lachen, die Dargestellten, das Publikum. Ein richtiges Kabarett - überspitzte Texte, haarsträubende Zitate, Lügengeflechte und Absurditäten. Die Leute lachen und dann, ganz plötzlich, lachen sie für drei, vier Sekunden nicht. Es sind jene drei, vier Sekunden, wo ihnen für einen kurzen Moment bewusst wird, dass da kein Gagschreiber, kein Autor, kein zynischer Humorist am Werk war, sondern die Neigungsgruppe selbst. Drei, vier Sekunden bleibt den Menschen das Lachen im Hals stecken, aber auch das geht vorüber. Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe(at)kurier.at

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