Ges.m.b.H.: Kraftakt

Ges.m.b.H.: Kraftakt
Über das unbedankte Wirken in gesellschaftlichen Angelegenheiten und vielleicht ein Happy End.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Seit vielen Jahren darf ich nun schon an dieser Stelle für und wider die Gesellschaft wirken. Es ist ein stilles Dasein, unbemerkt von den Intellektuellen, Universitätsdozentinnen und Machthabern, suchte ich die Menschheit auf den Pfad der Tugend zurückzuführen. Es ging mir beispielsweise darum, die Erwachsenen davon abzuhalten, sich durch traditionellen Sonntagszeitungsdiebstahl zu erniedrigen, die Kinder davon, den Pegel der öffentlichen Schwimmbäder regelmäßig zu erhöhen. Es war umsonst, meine Anliegen blieben ungehört, weiterhin verschwinden Dutzende Druckwerke am Tag des Herrn, der Ammoniakgehalt in manchen Bädern ist bedenklich. Ich war am Verzweifeln, aber nur bis gestern. Millionen werden sich noch an meinen himmelschreienden Appell im Dienstag-KURIER erinnern, als ich die Bundeshymne mit der " Töchter, Söhne"-Variante in schillerndsten Schattierungen schilderte, also wärmsten empfahl. Daraufhin besannen sich die heimischen Machthaberinnen und Machthaber, man beriet rund um die Uhr, immer meine Kolumne im Hinterkopf, und bald bebte das Parlament, die runderneuerte Bundeshymne (sie wurde schon einmal verändert) ist seit gestern Geschichte. Ich weiß nicht, ob Heinz Fischer, Werner Faymann, Herr Spindelegger oder Maria Rauch-Kallat für die Durchsetzung meines Vorschlages sorgen, aber ich danke recht herzlich. Wenn man mich einst in mein Ehrengrab bettet (bisher hat sich diesbezüglich immer noch kein Regierungsmitglied gemeldet), wird der tattergreisige Wagner-Trenkwitz meine Todesrede verlesen, und ich werde mich dann bei den Verantwortlichen erkenntlich zeigen. Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe@kurier.at

Kommentare