Nicht schon wieder

Anstoß: Gipfeltreffen
Fahrtenbuch: Dieses Mal gibt es kein Entrinnen. Es droht eine Strafe, eine ganz saftige noch dazu.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Neulich auf der Fahrt von Kiew nach Lviv.

Strahlender Sonnenschein. Laune und Kilometerstand wachsen im Einklang. Es ist schon in Fleisch und Blut übergegangen, das Dahingleiten auf der M06, der schnellsten Verbindung zwischen den beiden Städten. 70 km/h eingehalten, 60 im Ortsgebiet, genau geschaut und bremsbereit vor dem Zebrastreifen, obwohl man eigentlich mit 110 drüberbrettern dürfte.

 

Gut in Schuss

Alles unter Kontrolle. Nein, sie kriegen einen heute nicht, die blauen Männchen mit den blauen Kapperln.

Ein Baustellen-Schild, wo eigentlich keine Baustelle ist. Zuerst 70, dann 50. Gut, runter vom Gas, locker auslaufen lassen. Jim Morrison und die Doors singen gerade "Queen of the Highway". "Der König bin ich", denkt man, und der Untertan, der da am Straßenrand steht, hebt zum Zwecke der Ehrerbietung seinen Knüppel. Er ist natürlich blau und trägt die dazupassende Kappe.

Okay, Zulassungsschein und Führerschein. Kennt man ja. Die Uniform umkreist das Auto. Ein Mal, zwei Mal.

"Bernchard?"

"Das bin ich."

Sie sagen immer zuerst den Vornamen, weil es schließlich einen Grund haben muss, dass der zweite Namen eben nur an zweiter Stelle steht.

Jetzt zeigt er auf seine Radarpistole ... die Geschwindigkeitsübertretung, deren Ausmaß aus Gründen mangelnder Vorbildwirkung hier aber unerwähnt bleibt. (Es war fast das Doppelte des Erlaubten).

Auf frischer Tat

"Bernchard Chanisch, Bernchard, Bernchard, Bernchard ... ahh Austria", er seufzt und täuscht Mitleid vor. Was  ungefähr so viel bedeutet wie: Was soll ich bloß mit dir machen, du unvorsichtiger Idiot aus Österreich?

"Strafe", packt er seinen ganzen, aber durchaus ausreichenden deutschen Wortschatz aus. Am besten gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Also, das wird verdammt ungemütlich, so in Handschellen vor dem Bezirksrichter von Novohrad-Volyns, in dessen Gebiet man soeben beim Gesetzesübertreten ertappt worden ist.

Doch da behaupte noch jemand, sie wäre starr und unflexibel, diese ukrainische Beamtenschar.

Man darf wählen. "Minimum Price?" oder "Maximum Price?", fragt der Quizmaster. Antwort A natürlich, "Minimum."

Macht 225 Hryvnja (22 Euro). "Günstig", freut man sich und will vom Übermut gepackt auch das Maximum wissen. Für das nächste Mal, für alle Fälle.

"450", malt der gewissenhafte Ordnungshüter mit dem Kugelschreiber auf seine Hand, die er erst frei machen muss, indem er das Geld in seine Hosentasche steckt. Zettel hat er leider keinen dabei.

Das Strafmandat? Gibt’s nicht. Blöde Frage eigentlich. Wie auch? Wenn der gute Mann doch seine Zettel vergessen hat.

Kommentare