Das Jahr des Reis’
Dieses Jahr ähnelte meinen vielen unglücklichen Versuchen, Reis zu kochen. Entweder er brennt an oder wird schleimig-gatschig. 2015 war auch voller Extreme. Krieg und Frieden. Immenses Leid und unglaublicher Wohlstand. Sogar das Wetter verzichtete auf milde Übergänge namens Herbst und Frühling, stattdessen gingen bittere Kälte und intensive Hitze ineinander über. Die zart wärmenden und angenehm frischen Tage waren genauso selten wie knackig saftiger Reis, wenn ich in der Küche stehe. Ich frage mich, was diese Extreme mit uns Menschen machen. Erkranken wir häufiger, wenn das Wetter so abrupt umschwingt? Verlieren wir das Gefühl für die Mitte, die Balance, die ausgeglichene Milde, wenn alles stets von einem zum anderen Pol kippt? Oder finden wir uns mit schrecklichen Dingen ab? Wie zum Beispiel ich damit, dass mein geliebter Puszta-Boy Reis im Plastiksackerl kocht, weil ich es ja nicht anders zambringe? 2016 wird uns zeigen, ob wir in einer Wendezeit leben, in der sich die gewohnten Strukturen gänzlich verändern, oder ob 2015 einfach ein Ausnahmejahr der Extreme war. Was den Reis angeht, hab ich zumindest vor ein paar Tagen DIE Lösung entdeckt. Wir waren im Burgenland eingeladen, saßen am Küchentisch beieinander, als die Gastgeberin plötzlich den Gastgeber ins Schlafzimmer schickte: „Liebling, hol doch bitte den Reis aus dem Bett.“ Ob Sie es glauben oder nicht: M an kann tatsächlich Reis zubereiten, indem man selbigen im Wasser aufkocht und dann den Topf in die Tuchent wickelt, wo der Reis weich eingekuschelt zur perfekten Bissfestigkeit vor sich hingart. Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch und möge 2016 so werden wie der Reis im Bett: von althergebrachter Qualität, sanft vor sich hin quellend, ohne Überkochen oder Anbacken und vor allem überaus schmackhaft!
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