Warum Brasilianer die Deutschen lieben

Warum Brasilianer die Deutschen lieben
Cacau

Cacau

Das Bild vom deutschen Fußball hat sich hier total verändert.

von Cacau

über die Wertschätzung für die Deutschen

Vor der WM habe ich meinen sechsjährigen Sohn Levi gefragt, wem er die Daumen drücken wird. Er sei für Brasilien, antwortete er, aber besser finde er die Deutschen. "Weil du für Deutschland gespielt hast." Sein deutsches Trikot zieht er seit einer Woche nicht mehr aus. Der gelungene Auftakt steigerte seine Begeisterung, er ist fest überzeugt, dass Deutschland den Titel holt. Gegen Ghana wird er heute wieder mitfiebern.

Auch die Brasilianer werden das Spiel gespannt verfolgen, denn sie schwärmen vom deutschen Fußball und haben höchsten Respekt vor ihm. Alle meine Freunde fürchten keine Mannschaft auf dem Weg zur erhofften "Hexa Campeao", zum sechsten Titel, mehr als die von Joachim Löw.

Diese Wertschätzung hat aber nicht nur mit der starken Leistung gegen Portugal zu tun. Schon letzten Sommer, als die Seleção beim Confederations Cup überzeugte, sagte ein Bekannter zu mir: "Brasilien ist gut, aber die Mannschaft, die Weltmeister wird, spielt gar nicht mit, das ist Deutschland." Seit der WM 2010 lieben die Brasilianer den offensiven Stil, mit dem wir auftraten. Das Bild vom deutschen Fußball hat sich hier total verändert. Früher genoss er nicht den besten Ruf – trotz oft erfolgreicher Auftritte bei Großereignissen. Die deutsche Elf kam in den 80er-Jahren meist weiter bei Weltmeisterschaften als die Selecao, aber die Erfolge basierten damals eher auf die lange als typisch deutsch geltenden Tugenden Disziplin, mentale Stärke und Kampfkraft. Niemand widersprach Franz Beckenbauer, als der eine spätere Generation deutscher Nationalspieler einmal als Rumpelfußballer bezeichnete.

Große Auszeichnung

Auch meine Familie hielt früher keine großen Stücke auf den deutschen Fußball. Meine ersten Versuche mit dem Ball als kleines Kind waren offensichtlich nicht gerade vielversprechend. Meine Mutter schüttelte den Kopf, wenn sich mich spielen sah und fand, ich werde höchstens einmal gut genug für die deutsche Nationalmannschaft sein. Als ich 25 Jahre später in mein Debüt für Deutschland gab, empfand sie dies aber natürlich nicht als Strafe für mich, sondern als große Auszeichnung. Die Zeit des deutschen Rumpelfußballs war da außerdem längst vorbei.

Cacau kam als Claudemir Jerônimo Barreto 1981 zur Welt und wuchs in Mogi das Cruzes im brasilianischen Bundesstaat São Paulo auf. 1999 kam er nach Deutschland. Er stürmte 23-mal für das deutsche Nationalteam und zuletzt beim VfB Stuttgart.

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