Die Nordiren sind im Will-Grigg-Fieber
Will Grigg, Ersatzspieler der Nordiren, ist daheim auf der Insel eine Legende.
Paris ist eine Reise wert. Das dachten sich auch viele österreichische Fans, die zwischen den Spielen gegen Portugal und Island in der französischen Hauptstadt blieben. Oder jene, die nur für ein Spiel anreisten und auch hektisch mit der Bundeshymne im Prinzenpark-Stadion eine Punktlandung hinlegten. Befindet sich Paris somit im EURO-Fieber? Jein.
Die Einwohner gehen unverändert ihrem Alltag nach, nur mit vereinzelten Seitenblicken verfolgen sie das Turnier, das aktuell in ihrem Land gespielt wird. Interesse zeigen sie lediglich an ihrer Équipe Tricolore. Bei den drei Gruppenspielen der Franzosen strömten bis zu 110.000 Anhänger in die Fanzone vor dem Eiffelturm, patriotisch in das Nationaltrikot gekleidet. Dabei wurden Dressen aus den verschiedensten Dekaden zur Schau gestellt. Ein Leiberl vom EM-Triumph von 1984 mit Michel Platini hier, ein Zidane-Trikot vom WM-Titel 1998 dort, und viele aktuelle hautenge Nike-Shirts. Mit Stolz tragen sie ihre Farben, die drei Sicherheitskontrollen nehmen alle mit einer stoischen Ruhe zur Kenntnis.
Spielt Frankreich nicht, dann werden die vielen Fans aus den diversen Ländern in den U-Bahnen und auf den Straßen meist mit einem Lächeln bedacht, ab und zu startet gar eine Konversation. Man gibt sich gastfreundlich, aber nicht aufdringlich.
Die Fußballspiele sind nicht nur patriotisches Ehrgefühl, sondern eine willkommene Unterhaltung im Rahmen einer Städte-Reise. Die Linie 9 wurde vor dem Spiel Deutschland gegen Nordirland in Richtung Prinzenpark-Stadion zum friedlichen Tummelplatz von Fans aus ganze Europa. Österreicher nutzten die Gelegenheit auf ein schönes Spiel ebenso wie Polen, Waliser, Deutsche und Nordiren. Alle nickten einander anerkennend zu.
Die Nordiren huldigten mit den Trikots mit der Nummer 11 ihrem Idol Billy Hamilton, den Österreichern in schlechter Erinnerung. Hamilton traf bei der WM 1982 in Spanien in der Zwischenrunde gleich zwei Mal gegen Österreich, das sich mit dem 2:2 aus dem Turnier verabschieden musste. Bei der Rückfahrt dominierten die Nordiren vor allem gesanglich mit dem Lied "Will Grigg’s on fire", dem EM-Song schlechthin. Der Hintergrund: Will Grigg, Ersatzspieler der Nordiren, ist daheim auf der Insel eine Legende. Von den Milton Keynes Dons zu Wigan Athletic gewechselt, schoss er Wigan mit 25 Toren in 40 Spielen in die zweite Liga. Im Rausch der Freude über den treffsicheren Stürmer stimmten die Fans irgendwann zur Melodie von "Freed from Desire" von Gala, einem Song aus dem Jahr 1996, eine Ode auf den Stürmer an: Will Grigg’s on fire.
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