Der große Trend? Es gibt keinen ...

Ja, das Finale war fad. Aber die EM war dennoch aus mehreren Gründen bemerkenswert.
Zoran  Barisic

Zoran Barisic

Es gibt nichts Neues mehr im Fußball. Alles war schon einmal da.

von Zoran Barisic

über die EURO 2016

Mit dem Endspiel von Saint-Denis ging für mich das erste Turnier als Kolumnist zu Ende. Das Vorhaben, mich zum Abschluss mit den Trends zu beschäftigen, muss ich ein wenig abändern. Denn auffallend aus der Sicht eines Trainers war: Es gibt nichts Neues mehr im Fußball. Alles war schon einmal da.

Überraschend war, dass fast alle Mannschaften Mittelfeldpressing gespielt haben. Nur Deutschland und Spanien agierten mit Offensivpressing. Und überraschend war auch, dass Portugal mit dem Defensivstil zum Erfolg gekommen ist. Normal pflegen die Portugiesen ihre offensiv ausgerichtete Spielkultur. Aber dieses Mal war die Defensive Trumpf. Es hat nicht immer die bessere Mannschaft gewonnen, wie zum Beispiel im Semifinale zwischen Frankreich und Deutschland.

Portugal und Frankreich sorgten für ein wirklich fades Finale. Aus journalistischer Sicht war es dank der Geschichte um Cristiano Ronaldo natürlich interessant, aber sportliche Höhepunkte bot dieses Spiel kaum. Nach seinem frühen Ausfall sind die anderen Spieler mit Sicherheit noch näher zusammengerückt. Amüsant zu beobachten war jedenfalls, wie der verletzte Ronaldo in der Verlängerung neben Trainer Fernando Santos mitcoachte.

Ronaldo hat jetzt auch Messi etwas vorgelegt und mit dem Nationalteam den ersten großen Titel gewonnen. Ich bin mir sicher, die beiden werden sich weiter matchen und zu neuen Rekorden treiben.

Der Größte

Spieler der EM war für mich klar Antoine Griezmann. Er drückte dem Spiel der Franzosen seinen Stempel auf: Er ist technisch perfekt, seine Rhythmuswechsel sind Weltklasse, und er trifft immer die richtigen Entscheidungen. Schön, dass er sich in seiner Jugend trotz größter Widerstände durchgesetzt hat. Weil in französischen Nachwuchsteams nur physisch starke Jugendliche gefördert wurden, mit denen die Trainer Meister werden konnten, musste der 14-Jährige nach Spanien. Dort zählt das fußballerische Können. Ähnlich wie bei Iniesta sieht man, dass kleine Spieler im Kopf so schnell sein müssen, dass sie die Lösungen gegen körperlich übermächtige Gegner finden. Das wurde Griezmann in Spanien beigebracht.

Obwohl der Modus und die Erweiterung auf 24 Teams kritisiert wurden, bin ich ein Fan davon. Es ist schön, wenn große Nationen nicht nur in ihrem Saft schmoren. Nachteil waren aber das Taktieren und die Vorsicht in den ersten Vorrundenspielen. Denn alle wussten, dass sie auch als Dritter noch ins Achtelfinale kommen können. Oder gar bis zum EM-Titel – siehe Portugal.

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