Jetzt erst recht

Jetzt erst recht
Ballgefühl: Julia Schrenk will, dass die Deutschen Europameister werden.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Pünktlich zum Beginn der EURO hat Freund C. auf Facebook seinen Beziehungsstatus geändert. Er ist jetzt nicht länger "in einer Beziehung" mit seiner Freundin, sondern mit der EM 2012. Soll so sein, Fan-Sein beansprucht eben Zeit. Viel Zeit, sich von einer Saison zu erholen, in der die Mannschaft alles verloren hat, was es zu verlieren gab, hatten die Bayern nicht. Die "Krönung" ihrer Saison war das Champions-League-Finale "dahoam". Und es war nicht nur einfach ungerecht oder ist blöd gelaufen. Der Sieg von Chelsea war der wohl unverdienteste CL-Sieg überhaupt. Und Bastian Schweinsteiger sein tragischer Held. Tritt mutig zum letzten Elfer an – und verschießt. Kaum auszuhalten dieses Finale. Die Bayern haben mit ihrer tragischen Niederlage aber Sympathiepunkte gewonnen. Die Bayern, die mag man ja eigentlich nicht. So wie die Deutschen, die hat man auch lange nicht mögen dürfen. Warum eigentlich? Weil sie fad gespielt haben? Weil Österreich nur ein wichtiges Spiel vorweisen kann, bei dem man die Deutschen einmal so richtig paniert hat? Oder weil man die Deutschen einfach nicht mögen kann, weil sie halt die Deutschen sind? Ab 2006 war es dann jedenfalls doch gesellschaftsfähig, den Deutschen die Daumen zu drücken. Beim der WM "dahoam" haben sich die Jungspunde in die Herzen der Fans und auf den dritten Platz gespielt. Bei der EURO in Österreich wurde es nach der Niederlage gegen Spanien ein zweiter Platz. Und bei der WM in Südafrika wieder ein dritter. Am Samstag treten die Deutschen mit mindestens sechs, vielleicht auch mit acht glücklosen Bayern gegen Portugal an. Der Schweinsteiger hat gegen Portugal 2006 übrigens zwei Mal genetzt und 2008 einen Assist geliefert. Freund C. will trotzdem nicht, dass die Deutschen Europameister werden. Ich schon. Nicht nur, weil sie super spielen. Auch Chelsea zu Fleiß. Julia Schrenk arbeitet im KURIER-Chronikressort

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