Fingerfarbfetischisten-Problematik

Anna Gasteiger.
Anna Gasteiger über Inszenierungen und Manipulationen.

Wenn es nach den Fernsehbildern geht, findet in Polen und der Ukraine gerade ein Gipfeltreffen geistig zurückgebliebener Fingerfarbfetischisten statt. Der Fußballfan, das schlichte Wesen, auf dessen bemaltem Gesicht sich nur die reinsten Gefühle zeigen: Freude, Anspannung, Enttäuschung. Zu Wut oder gar Hass sind sie nicht fähig, diese großen Kinder mit den Perücken auf dem Kopf.

Die blonden Frauen haben sich Fähnchen in die Haare gesteckt und wiegen ihre kurz berockten Hüften sanft. Die Kinder staunen mit großen Augen in die Kameras. Egal, ob sie aus Frankreich, Spanien oder Kroatien kommen. Und egal, wo gespielt wird. Die Inszenierung nimmt auf regionale Unterschiede keine Rücksicht. Nur der folkloristische Einschlag des Blumen-Logos erinnert entfernt an die Gastgeberländer. Und ORF-Analytiker Frenkie Schinkels trägt jeden Tag ein anderes atemberaubendes Sakko.

Dass man Fußballgroß­ereignissen alle Ecken und Kanten nimmt, sie behübscht, verniedlicht und zu handzahmen Heile-Welt-Veranstaltungen zurechtinszeniert, ist die eine Sache.

Die andere ist der Vorwurf der Manipulation. Erst vor wenigen Tagen war aufgeflogen, dass die UEFA eine vor dem Match aufgenommene Szene – Joachim Löw scherzte mit einem Balljungen herum – während des Matches ausgestrahlt hatte. Ohne, dass extra darauf hingewiesen wurde. Jetzt haben sich ARD/ZDF und UEFA darauf geeinigt, dass vorab aufgezeichnete Sze­nen künftig auch als solche ausgewiesen werden müssen.

Es gilt also, vorsichtig zu sein. Gegenüber dem, was man sieht, und noch viel mehr gegenüber dem, was man nicht sieht.

Für die Fingerfarbfetischisten-Problematik gibt es nur eine Lösung: Im schwarzen Anzug vor dem Fernseher sitzen und jedes Mal wegschauen, wenn die bunten Idioten wieder auftauchen..

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